Abgeschlossene Projekte
- Gender and Marriage among Beninese Muslims in Germany (2021-2022)Einklappen
-
Gender and Marriage among Beninese Muslims in Germany
Fritz Thyssen Stiftung, 2021- 2022
Dr. Fulera Issaka-Toure (Postdoctoral Fellow)
Dieses Projekt untersucht die Art und Weise, wie Geschlecht im Kontext der Ehe unter Muslimen beninischer Herkunft in Deutschland aus der Perspektive von Männern, Frauen und
islamischen religiösen Autoritäten verhandelt wird. Der Fokus liegt auf der Art und Weise, wie Muslime neue Wege in Bezug auf die Geschlechterverhandlungen im Bereich der Ehe beschreiten und gleichzeitig ihr Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland als diasporischem Raum für Muslime beninischer Herkunft erkunden. Darüber hinaus untersuche ich die Art und Weise, in der insbesondere muslimische Frauen bestimmte hegemoniale Diskurse über und Praktiken von Frauen im Bereich der Ehe verkörpern und herausfordern. Dazu gehören das Aushandeln ihrer mit der Ehe verbundenen Erwartungen und Pflichten, die Bewältigung des täglichen Familienlebens und die Lösung von Ehekonflikten.Mein empirischer Ansatz für diese Studie wird von breiteren Debatten im Bereich des islamischen Feminismus oder Feminismen umrahmt und mit diesen kontrastiert. Dieser Bereich hat eine Reihe von Literatur hervorgebracht, die den islamischen Feminismus als einen der Feminismen ansieht, die den westlichen Feminismus herausfordern. Obwohl der islamische Feminismus unter Muslimen umstritten ist und von männlichen, konservativen muslimischen Gelehrten heftig kritisiert wird, hat er sich durchgesetzt und wächst weiter, wie die zahlreichen Debatten zeigen, die unter überwiegend weiblichen muslimischen Akademikerinnen geführt werden (Mernissi 1992, Wadud 2006, Shaikh 2012). Diese Debatten zielen unter anderem darauf ab, den egalitären Charakter des Islam anhand islamischer Quellen aufzuzeigen. Einige Autoren sprechen sogar von islamischen Feminismen im Plural und tragen damit der Vielfalt des Feminismus selbst innerhalb eines muslimischen Umfelds Rechnung (Ennaji, Sadiqi und Vintges 2016). Seit dem Aufkommen des Konzepts des islamischen Feminismus in den 1990er Jahren werden Debatten über den islamischen Feminismus aufgrund der Durchsetzung von Frauenrechten in islamischen Kontexten meist heftig geführt (Kynsilehto 2008).
Diese Studie bezieht sich insbesondere auf den islamischen Feminismus, und zwar in Bezug auf die Art und Weise, wie sich der islamische Feminismus auf das Leben muslimischer Frauen und das Geschlecht in muslimischen Kulturen und Gesellschaften bezieht. Sie ist besonders relevant und zeitgemäß, weil sie eine Perspektive für das Verständnis von Geschlecht unter Afrikanern in der Diaspora bietet. Darüber hinaus eröffnet sie eine breitere Debatte über die Genderfrage unter Muslimen außerhalb ihrer ursprünglichen "Heimat". Es hat sich gezeigt, dass Menschen bestimmte immaterielle Werte ihrer "Heimat"-Traditionen, insbesondere soziale Praktiken, mit auf die Reise nehmen. Daher ist die Art und Weise, wie sie die Praktiken der ursprünglichen "Heimat" mit denen des "fremden Landes" verbinden, ein besonderes Thema, das dieses Projekt zu verstehen versucht (Drozdzewki und Birdsall 2019, Stanczyk 2019).
Die Forschung wird hauptsächlich in drei deutschen Städten durchgeführt: Hamburg, Essen und Dortmund. Das Hauptaugenmerk wird auf Hamburg und Essen liegen, weil dies die beiden Städte mit einer großen Anzahl beninischer Muslime sind. Es sind die Städte, in denen sich die früheren Migranten niedergelassen haben und die dadurch für spätere Migranten attraktiver wurden. Außerdem gründeten die früheren Siedler islamische Strukturen wie Madrasa (islamische Schulen). Ich werde jedoch Dortmund eine gewisse Aufmerksamkeit widmen, da es dort eine aktive kleine beninische muslimische Gemeinde gibt und die Stadt in der Nähe von Essen liegt.
- Negotiating the Social Relevance of Religious Knowledge (2019-2022)Einklappen
-
Negotiating the Social Relevance of Religious Knowledge: Muslim Scholarship and Islamic Law in the Pre-Modern Sahara, 1600-1800
Vertretungsprofessur, April 2019-März 2022
PD Dr. Ismail Warscheid
Meine Forschungsarbeit befasst sich mit der Geschichte der muslimischen Gelehrsamkeit und des islamischen Rechts in den westlichen Teilen der Sahara während des 17. und 18. Jahrhunderts, einer Periode der nord- und westafrikanischen Geschichte, die noch weitgehend unerforscht ist. Seit dem späten Mittelalter hatte die Verbreitung der islamischen Gelehrsamkeit und der islamischen Rechtsinstitutionen einen transformativen Einfluss auf die Agrar- und Hirtengesellschaften der Sahara. Jüngste Forschungen haben gezeigt, wie muslimische Gelehrte in Oasen oder unter Nomadengruppen eine zentrale Rolle bei der Förderung literarischer Formen der kulturellen Kommunikation und des kulturellen Ausdrucks spielten. Es hat sich auch gezeigt, dass die von muslimischen Rechtsgelehrten ausgearbeiteten theologischen und rechtlichen Modelle entscheidend zur Rassifizierung der Beziehungen zwischen der sesshaften Sahelbevölkerung und Saharanomaden beigetragen haben. Mein Projekt stützt sich auf nicht edierte Fatwa-Sammlungen und andere arabische Manuskripte aus Südalgerien, Mali, Mauretanien, Marokko und Niger und versucht, diese beiden Forschungsrichtungen zusammenzuführen, indem es eine transregionale vergleichende Perspektive einnimmt, die Methoden der Geistes- und Sozialgeschichte kombiniert. Mein Ziel ist es einerseits zu zeigen, wie in der Sahara ein gemeinsamer intellektueller Raum entstand, der verschiedene autonome Gelehrtengemeinschaften miteinander verband, und dass dieser Raum eine spezifische akademische Dynamik hervorbrachte. Zum anderen bewerte ich die soziale Relevanz der Wissensproduktion in der Region: Wie trug die Arbeit muslimischer Gelehrter zur Gestaltung gesellschaftlicher Ordnungsformen in Gebieten bei, die sich der direkten administrativen Kontrolle des Staates entzogen und deren Bewohner sich selbst durch Institutionen regierten, die auf gemeinschaftlicher Autonomie, Abstammungsstruktur und Clansolidarität beruhten? Obwohl ich mich hauptsächlich mit dem islamischen Rechtsdenken und der islamischen Rechtspraxis befasse, betrachte ich das Aufblühen der Fiqh-Studien in der vormodernen Sahara als Teil eines größeren Akkulturationsprozesses, der auf der Popularisierung von drei Hauptdisziplinen der muslimischen Gelehrsamkeit beruht: Recht, Theologie (kalām) und Sufismus (taṣawwuf). Die Interaktion zwischen diesen drei Wissensgebieten und ihre sozialen Auswirkungen bilden den übergreifenden Rahmen für mein Projekt.
- Sheikh Yusuf al-Dijwi (2018-2020)Einklappen
-
Sheikh Yusuf al-Dijwi (1870-1946): Intra-Muslim Controversies in the Twentieth Century Middle East
Fritz Thyssen Stiftung, 2018-2020
Dr. Ahmed Khaled Ayong
- Epistemologische Grundlagen der Differenzen innerhalb des sunnitischen Islam (2011-2015)Einklappen
-
Epistemologische Grundlagen der Differenzen innerhalb des sunnitischen Islam: Traditionalisten, Reformer und Islamisten im heutigen Afrika
DFG, 2011-2015
Projektleitung:
- Prof. Dr. Rüdiger Seesemann
Weitere Mitarbeiter
- Prof. Dr. Noah Salomon (2013)
- Dr. Britta Frede (2011-13)
Was ist Wissen (ʿilm), und welches ist der „richtige Weg“ zu seiner Aneignung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts. Anhand vergleichender empirischer Untersuchungen in verschiedenen sunnitischen Strömungen in Mauretanien und Sudan wird der Frage nach den Unterschieden bezüglich epistemologischer Grundlagen der Wissensvermittlung nachgegangen. Dabei wird zunächst von den geläufigen Kategorien „traditionalistisch“, „reformistisch“ und „islamistisch“ ausgegangen und diese Differenzierung aus einer epistemologischen Perspektive untersucht. Ein weiterer Aspekt wird die Betrachtung von genderspezifischen Besonderheiten bei der Wissensvermittlung darstellen. Betreffen diese ausschließlich Inhalte oder lassen sich hier auch Unterschiede in der Bedeutung und der Methode der Wissensvermittlung erkennen? Ziel dieses Projektes ist
es, ein tieferes Verständnis der unterschiedlichen Ausprägungen des zeitgenössischen sunnitischen Islams in Afrika zu gewinnen.